Mit Hilfe von Frühbeeten oder Gewächshäusern versuchen wir den, im mediterranen Raum beheimateten, Tieren ein artspezifisches Klima zu bieten.
Das Schildkrötenjahr in Oberschwaben
Im Laufe des März tauchen die semiadulten und adulten Tiere allmählich im Gewächshaus auf. Dort haben sie sich im Herbst selbstständig auf den Winterschlaf vorbereitet und eingegraben. Im Winter wacht ein Heizstrahler darüber, dass sich die Temperaturen im Gewächshaus zwischen 5°C und 10°C bewegen. Sobald die ersten Tiere erwacht sind, werden die Temperaturen auf 11°C und 20°C erhöht. Die Temperaturen werden langsam gesteigert, so dass nach und nach alle Tiere erwachen. Bei geeigneter Wetterlage wird tagsüber der Schieber zu dem kleinen Außengehege geöffnet. Meistens finden sich alle Tiere abends wieder im Gewächshaus ein. Ist dies nicht der Fall, kann das kleine Gehege rasch abgesucht werden. Solange noch die Gefahr von Bodenfrösten besteht, dürfen sich die Tiere nur im kleinen Gehege aufhalten. Ist diese Gefahr gebannt, ist der Weg in den gesamten Gehegekomplex frei. Die Tiere sind nun für sich selbst verantwortlich. Schon bald bilden sich innerhalb des Freilandgeheges kleine Unterterritorien, in denen sich einzelne Tiere bevorzugt aufhalten. Das nun ständig offene Gewächshaus wird den Sommer über praktisch nicht mehr aufgesucht.
Wenn im September die Nächte länger und kälter werden, wird de Schieber zum großen Gehege geschlossen. Die Tiere können sich, wie im Frühjahr, nur in dem kleinen Gehege aufhalten. Sollten sie sich dort außerhalb des Gewächshauses vergraben, können wir die Suche auf das kleine Gehegeabteil beschränken. Die Temperaturen im Gewächshaus werden nun allmählich zurückgefahren. Meist gegen Ende Oktober haben sich alle Tiere im Gewächshaus vergraben. Damit ist das Schildkrötenjahr in Oberschwaben bereits wieder vorüber. In ihren Ursprungsländern kann es sein, dass einige Tiere während des Winters ab und zu aufwachen und an die Oberfläche krabbeln. Dies geschieht allerdings nur, wenn wärmere Temperaturen im Januar/Februar auftreten. Bei unseren Wintern ist das natürlich nicht möglich, so dass Tiere und Halter wieder bis zum März warten müssen.
Mit unseren Jungtieren verfahren wir ebenso. Sie schlüpfen im Laufe des Sommers im Brutkasten und werden dann sofort in das Jungtiergehege des Gewächshauses überführt. Dort versorgen sie sich selbst. Im September wird der Schieber nach draußen geschlossen und die Tiere vergraben sich dann selbständig in ihrem Gehegeabteil. Kündigen sich die ersten knackigen Nachtfröste an, werden sie ausgegraben, gewogenen und in eine mit Erde gefüllte Plastikwanne gesetzt. Buchenlaub oben drauf und bis zum kommenden März ab in den frostfreien Gewölbekeller.
Es empfiehlt sich die Einwinterungsgewichte der Jungtiere zu notieren. Meistens überprüfen wir die Schildkröten Ende Januar zum ersten mal und wiegen sie erneut. Normalerweise sollten sie kein Gewicht verlieren. Beträgt der Gewichtsverlust mehr als 5%, wird das Tier zwei Wochen später noch einmal gewogen. Sollte ein weiterer Gewichtsverlust eingetreten sein, wird das Tier ausgewintert. Prinzipiell sollten Tiere, deren Gewichtsverlust mehr als 10% beträgt, langsam ausgewintert und einem Tierarzt vorgestellt werden.